Hüftdysplasie (HD)
Beschreibung:
Die Hüftgelenksdysplasie (HD) ist eine Fehlentwicklung des Hüftgelenkes. Dabei kommt es beim Hund zu starken Schmerzen, die die Lebensqualität mindern; insbesondere bei Bewegung.
Ursache sind zum einen genetische Faktoren aber auch Haltung und Ernährung des Hundes spielen bei Entstehung und Fortschreiten der HD eine entscheidende Rolle.
Grund
Forschungen zu Folge spielen vor allem genetische Aspekte eine Rolle bei der Hüftgelenksdysplasie. Doch der Verlauf der Erkrankung ist sehr stark von der Haltung und Ernährung des Hundes abhängig.
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Wie funktioniert ein Hüftgelenk beim Hund?
Die Hinterbeine von Hunden sind über das Hüftgelenk mit dem Rumpf verbunden. Der Hüftknochen ist am Ende gerundet und wird Hüftgelenkskopf genannt. Der Hüftgelenkskopf sitzt in der Hüftgelenkspfanne des Hüftgelenkes. Die sogenannte Hüftgelenkspfanne ist eine Kuhle des Hüftgelenkes.
Zusätzlich sind diese knöchernen Strukturen mit einem Band, dem Oberschenkelkopfband, verbunden. Hüftgelenkspfanne, Oberschenkelkopfband und die umliegende Muskulatur verhindern ein Auseinanderrutschen (Luxation) von Oberschenkelkopf und Hüftgelenkspfanne.
Die Knochen des Hüftgelenkskopfes und der Hüftgelenkspfanne sind mit Knorpel überzogen. Das gesamte Gelenk ist von einer Gelenkkapsel umhüllt, die mit Gelenkflüssigkeit gefüllt ist.
Die Hinterbeine können Hunde mit gesunden Hüften in alle Richtungen bewegen. Der Hüftgelenkskopf passt dann wie ein Schlüssel in die Hüftgelenkpfanne, der Knorpel ist intakt und die Gelenkflüssigkeit dient als Gleitmittel zwischen den Knochen.
Was passiert bei einer Hüftgelenksdysplasie?
Passen Hüftgelenkskopf und Hüftgelenkspfanne nicht ineinander so wird dies als Hüftgelenksfehlstellung, also Hüftgelenksdysplasie (Dysplasie = Fehlentwicklung) bezeichnet.
Diese Fehlentwicklung kann zum einen durch eine unzureichend ausgebildete Hüftgelenkspfanne, zum anderen ein lockeres Oberschenkelkopfband in Erscheinung treten.
Bei Bewegung kommt es so zu einer Reizung des Knorpels und einer Dehnung der Gelenkkapsel. Der Knorpel wird nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt und bei Belastung zunehmend abgenutzt. Zusätzlich kann es dazu kommen, dass der Körper knöcherne Strukturen entwickelt, um zu verhindern, dass der Oberschenkelkopf nicht aus der Pfanne rutscht.
So entsteht aus einer Hüftgelenksdysplasie im Laufe der Zeit eine Sekundärarthrose (Coxarthrose). Dabei bildet sich der Knorpel immer weiter zurück und die Knochen schaben aufeinander. Dies führt zu starken Schmerzen und dadurch bedingten Bewegungseinschränkungen.
Wie ist der Krankheitsverlauf?
Der Krankheitsverlauf kann grob in die akute und die chronische Phase unterschieden werden.
Akute Phase
Die akute Phase tritt in der Regel im jungen Hundealter ein (fünfter bis achter Monat). Sie zeigt sich durch plötzlich eintretende Veränderungen im Bewegungsverhalten.
Verursacht wird dies durch feine Haarrisse in der Knorpelschicht und/ oder eine Lockerung des Oberschenkelkopfbandes. Dies wird zum einen durch falsche Fütterung, zum anderen durch falsche Bewegung junger Hunde begünstigt.
Ein zu nährstoffreiches Futter führt u.U. dazu, dass der Hund zu schnell wächst und so das Hüftgelenk nicht schnell genug ausreift. Es kann aber auch dazu führen, dass sich Mineralien im Knorpel ablagern und diesen spröde werden lassen.
Bei einer zu starken Belastung in Form von Bewegung, werden die noch nicht ausgereiften Gelenke zu stark belastet. Dadurch wird der Knorpel geschädigt und das Oberschenkelkopfband zu stark gedehnt.
Mit eineinhalb Jahren verheilen diese Schäden zunächst wieder und die Symptome gehen zurück.
Chronische Phase
Durch die Fehlstellung des Gelenkes und die Schädigung des Knorpels, bildet sich der Knorpel immer weiter zurück. Es kommt zur Sekundärarthrose. Diese zeigt sich durch einen stetigen Rückgang des Körpergewebes, Entzündungen und irgendwann eine Verknöcherung des Gelenkes.
Je eher die HD erkannt wird, desto besser lässt sich das Voranschreiten der Erkrankung hinauszögern oder aufhalten. Es ist also ratsam, bei der ersten Vermutung einer HD einen Tierarzt aufzusuchen.
Welche Rassen sind betroffen?
Erstmals diagnostiziert wurde HD beim Deutschen Schäferhund. Doch leider ist Hüftdysplasie prinzipiell bei jeder Hunderasse möglich. Zuchtverbände lassen aus diesem Grund nur HD freie Hunde zur Zucht zu.
Besonders oft betroffen sind mittelgroße und große Rassen wie Golden Retriever, Labrador Retriever, Bernhardiner, Berner Sennenhund oder Doggen.
Symptopme
Die Symptome der Hüftgelenksdysplasie sind auf die Schmerzen zurückzuführen und äußern sich vor allem im Bewegungsverhalten des Hundes.
Wenn der Hund Schwierigkeiten beim Aufstehen hat, oder sich bei Spaziergängen immer wieder hinsetzt und/oder stehen bleibt, können das erste Anzeichen einer HD sein. Mit fortschreitender Erkrankung kommt es zu Schonhaltungen, um das Gelenk zu entlasten.
Mögliche Symptome sind:
• Der Hund bleibt stehen oder setzt sich immer wieder während des Spazierganges
• Der Gang erscheint instabil
• Der Hund hat Schwierigkeiten beim Aufstehen
• Das Gelenk knackt oder knirscht bei Bewegungen
• Die Hinterbeine haben eine X-Stellung mit nach innen gedrehten Fersen
• Die Hinterbeine sind zunehmend unbeweglich
• Die Muskulatur der Hinterbeine nimmt durch die Schonhaltung immer weiter ab
Sollten Dir eins oder mehrere Symptome bei Deinem Hund auffallen, lasse von einem Tierarzt die Ursachen abklären.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnose wird vom Tierarzt durch eine Tastuntersuchung oder Röntgen durchgeführt. Beides wird unter Narkose durchgeführt, da beide Untersuchungen, aufgrund der Bewegung des Gelenkes, schmerzhaft für den Hund sein können.
Bei der Tastuntersuchung wird mit dem sogenannten Ortolani-Test geprüft, ob sich das Gelenk ausrenken lässt. Für die sichere Diagnose einer HD und auch, um festzustellen wie weit die HD fortgeschritten ist, ist eine Röntgenuntersuchung erforderlich.
Das Röntgenbild gibt Aufschluss über den Gelenkspalt sowie zu den Winkeln zwischen Hüftgelenkskopf und Hüftgelenkspfanne. Auf Grund dieser Informationen kann der Schweregrad bzw. der Fortschritt der Krankheit festgestellt werden.
Die Schweregrade der HD werden nach Buchstaben kategorisiert:
A - HD-Frei
In jeder Hinsicht unauffällige Gelenke, Norberg-Winkel 105° oder mehr.
B - HD-Verdacht
Schenkelkopf oder Pfannendach sind leicht ungleichmäßig und der Norberg-Winkel beträgt 105° (oder mehr), oder Norberg-Winkel kleiner als 105° aber gleichförmiger Schenkelkopf und Pfannendach.
C - Leichte HD
Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind ungleichmäßig, Norberg-Winkel 100° oder kleiner. Eventuell leichte arthrotische Veränderungen.
D - Mittlere HD
Oberschenkelkopf und Gelenkpfanne sind deutlich ungleichmäßig mit Teilverrenkungen. Norberg-Winkel größer 90°. Es kommt zu arthrotischen Veränderungen und/oder Veränderungen des Pfannenrandes.
E - Schwere HD
Auffällige Veränderungen an den Hüftgelenken (beispielsweise Teilverrenkungen), Norberg-Winkel unter 90°, der Pfannenrand ist deutlich abgeflacht. Es kommt zu verschiedenen arthrotischen Veränderungen.
Gibt es Erkrankungen, die der Hüftgelenksdysplasie ähnlich sind?
Die Diagnostik zur HD ist auch deshalb so wichtig, da es weitere Erkrankungen gibt, bei der die gleichen Symptome wie bei der HD auftreten. Ausgeschlossen werden sollten zum Beispiel Beckenbruch, Bandscheibenvorfälle, Knorpelablösungen oder Tumore.
Behandlung und Vorbeugung
Generell ist die Hüftdysplasie nicht heilbar. Bei der Behandlung geht es deshalb darum, die Krankheit aufzuhalten oder hinauszuzögern.
Bei mittelgroßen und großen Hunden kann zur Früherkennung im ersten Lebensjahr eine Röntgenuntersuchung durchgeführt werden. Sollte dabei festgestellt werden, dass eine HD vorliegt, können schon im jungen Hundealter Maßnahmen zur Behandlung der HD ergriffen werden. Dies ist insbesondere dann sinnvoll, wenn der Hund sportlich oder zur Jagd eingesetzt werden soll.
Konservative Therapie
Mögliche Maßnahmen zur Behandlung einer HD ohne Operation sind:
• Medikamente und unterstützende Futterergänzungsmittel gegen Schmerzen
• Antientzündliche Medikamente
• Physiotherapie
• Bei Übergewicht eine Diät zur Entlastung der Gelenke
Operative Therapie
Wird die HD schon früh erkannt gibt es operative Methoden, mit denen die HD fast vollständig beseitigt werden kann. Je älter der Hund desto weniger aussichtsvoll sind die operativen Maßnahmen.
Folgende operativen Therapien stehen bisher zur Verfügung:
• Dreifache Beckenosteotomie; das Becken wird dreifach gebrochen mit dem Ziel den Winkel von Hüftgelenkskopf und Hüftgelenkspfanne zu korrigieren.
• Zweifache Beckenosteotomie; das Becken wird zweifach gebrochen mit dem Ziel den Winkel von Hüftgelenkskopf und Hüftgelenkspfanne zu korrigieren.
• Hüftgelenkersatz; Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenkes
• PIN-Operation; hierbei wird der Musculus pectineus durchtrennt oder entfernt sowie der Gelenkkapselrand umschnitten mit dem Ziel schmerzleitenden Nervenfasern zu durchtrennen.
• Kapselraffung; die Gelenkkapsel wird chirurgisch gestrafft.
• Femurkopfresektion; der Gelenkkopf des Oberschenkelknochens wird entfernt mit dem Ziel, dass sich eine bindegewebige Verbindung zwischen Beckenknochen und Oberschenkelknochen entwickelt. Dadurch verschwinden die Schmerzen, es bleibt aber trotz Physiotherapie meist eine Funktionsstörung zurück.
• Goldimplantation; einsetzen von kurzen (1-3 mm langen) Golddrahtstücken in den Muskel oder an bestimmte Stellen des Gelenkes. Ziel ist eine Schmerzreduktion die ähnlich funktioniert wie eine Akkupunktur aber keinen dauerhaften Reiz wie eine Akkupunktur auslöst.
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