Brachycephale Rassen, also Hunde mit kurzen Schnauzen wie Mops, Französische Bulldogge oder Pekinese, erfreuen sich großer Beliebtheit. Ihr markantes Aussehen und ihr liebevolles Wesen machen sie zu gefragten Begleitern. Doch diese Merkmale haben oft ihren Preis: Viele dieser Hunde leiden unter schweren gesundheitlichen Problemen, die aus ihrer Zucht resultieren. In diesem Artikel beleuchten wir, was hinter den Problemen steckt, welche Konsequenzen die Zucht hat und worauf du achten solltest.
Was bedeutet „brachycephal“ überhaupt?
Der Begriff „brachycephal“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „kurzköpfig“. Er beschreibt Hunde mit einem auffällig verkürzten Schädel. Dadurch erscheinen ihre Gesichter flach und rund, was von vielen Menschen als besonders niedlich empfunden wird. Doch die extreme Kürze der Schnauze führt zu anatomischen Veränderungen, die zahlreiche gesundheitliche Probleme nach sich ziehen können.
Atemprobleme: Ein häufiges Leiden brachycephaler Rassen
BOAS – Brachycephales Obstruktives Atemwegssyndrom
Das bekannteste Problem bei diesen Hunden ist das sogenannte BOAS. Die verkürzte Schnauze und die damit einhergehenden anatomischen Veränderungen führen dazu, dass diese Hunde oft schwer atmen können.
- Verengte Nasenlöcher: Viele brachycephale Hunde haben stark verengte Nasenlöcher, die das Einatmen erschweren.
- Verlängertes Gaumensegel: Der weiche Gaumen kann so lang sein, dass er die Atemwege blockiert.
- Trachealkollaps: Die Luftröhre ist oft zu eng oder instabil, was das Atmen zusätzlich erschwert.
Wie äußern sich die Atemprobleme?
- Lautes Schnarchen, auch im Wachzustand
- Schwierigkeiten beim Spielen oder bei körperlicher Anstrengung
- Hecheln auch in Ruhe
- Blaue Zunge oder Zahnfleisch (Hinweis auf Sauerstoffmangel)
Weitere gesundheitliche Probleme bei brachycephalen Rassen
1. Augenprobleme
Durch die flachen Gesichter stehen die Augen vieler brachycephaler Hunde hervor, was sie anfällig für Verletzungen macht. Häufige Probleme sind:
- Hornhautverletzungen durch zu große Augenhöhlen.
- Entropium (Einrollen der Augenlider), was schmerzhaft ist und die Hornhaut schädigen kann.
2. Hitzeempfindlichkeit
Da diese Hunde oft Schwierigkeiten beim Atmen haben, können sie sich nicht ausreichend durch Hecheln abkühlen. Sie sind extrem anfällig für Hitzestress oder Hitzschlag.
3. Zahnprobleme
Die verkürzten Kiefer bieten oft nicht genügend Platz für die Zähne. Das führt zu:
- Fehlstellungen der Zähne
- Zahnfleischerkrankungen
- Schmerzen beim Kauen
4. Wirbelsäulen- und Gelenkprobleme
Die Zucht auf ein kompaktes, oft übertrieben kurzes Erscheinungsbild führt bei vielen dieser Rassen zu Wirbelsäulenproblemen wie:
- Keilwirbel: Fehlbildungen der Wirbelsäule, die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen.
- Hüftdysplasie und Patellaluxation: Gelenkprobleme, die die Bewegungsfreiheit einschränken.
5. Geburtsschwierigkeiten
Die Schädel der Welpen sind oft so groß, dass natürliche Geburten schwierig oder unmöglich sind. Viele brachycephale Hündinnen benötigen Kaiserschnitte.
Warum wird trotzdem gezüchtet?
Der Niedlichkeitsfaktor spielt eine große Rolle. Die großen Augen, flachen Gesichter und oft kindlichen Proportionen sprechen die Schutzinstinkte vieler Menschen an. Hinzu kommt die Beliebtheit in sozialen Medien und bei Prominenten, was die Nachfrage zusätzlich steigert.
Kritik an der Zucht brachycephaler Hunde
Die extreme Zucht auf bestimmte Merkmale wird immer häufiger als Qualzucht bezeichnet, da sie die Gesundheit der Tiere massiv beeinträchtigt.
- Unnötiges Leid: Hunde, die kaum atmen können oder Schmerzen haben, leiden oft ihr Leben lang.
- Kommerzielle Interessen: Die hohe Nachfrage führt dazu, dass manche Züchter den Fokus auf Optik statt auf Gesundheit legen.
- Tierschutz und Gesetze: In einigen Ländern wird bereits über Zuchtverbote für extrem brachycephale Rassen diskutiert.
Was kannst du tun?
1. Seriöse Züchter unterstützen
Wähle Züchter, die auf die Gesundheit der Hunde achten und nicht auf übertriebene Merkmale setzen. Seriöse Züchter arbeiten oft daran, die Schnauzenlänge wieder zu verlängern, um die Lebensqualität der Hunde zu verbessern.
2. Tierarztcheck vor dem Kauf
Ein gründlicher Gesundheitscheck kann dir helfen, sicherzustellen, dass dein Hund möglichst frei von typischen Problemen ist.
3. Adoption statt Kauf
Viele brachycephale Hunde landen im Tierheim, weil ihre Besitzer mit den gesundheitlichen Problemen überfordert sind. Adoption ist eine gute Alternative.
4. Aufklärung fördern
Sprich offen über die Probleme, die diese Rassen haben. Nur durch Bewusstsein kann sich langfristig etwas ändern.
Fazit: Mehr Verantwortung für das Wohl der Hunde
Brachycephale Rassen wie Mops und Französische Bulldogge sind liebenswerte Begleiter, doch ihre Zucht bringt oft vermeidbares Leid mit sich. Wenn du dich für eine solche Rasse entscheidest, solltest du genau hinsehen und verantwortungsvoll handeln – zum Wohl deines Hundes und für eine bessere Zukunft dieser Tiere.